Freitag, 11. März 2011

Katzendiabetes - Hometesting



Hometesting, was ist das? 
Unter Hometesting versteht man die eigene Blutzuckerkontrolle zu Hause.

Wie bei menschlichen Diabetikern muss auch bei Katzen der Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrolliert werden. Mindestes 1 x täglich, in der Einstellungsphase allerdings weit häufiger, wird der Katze am Ohr - manche machen das wohl auch an der Pfote - Blut entnommen. Dafür nimmt man sogenannte Lanzetten mit einer feinen Stichstärke. Lanzetten kann man in eine Stechhilfe einlegen, bei der die Stechtiefe genau eingestellt werden kann. Ich komme damit allerdings nicht zurecht und benutze die Lanzetten immer frei Hand. Auch Joker fand diese Stechhilfe blöd, den das Ding mancht ein kleines Geräuch wenn man auf den den Abzug drück. Außerdem ist das Ohr kein fester Körper sondern weich und beweglich was mir das Ansetzen der Stechhilfe am Anfang extrem erschwert hat.

Um den Bluttropfen aufzunehmen benutzt man Teststreifen oder auch Sensoren genannt. Diese werden in das dazugehörige Glukometer (Blutzuckermessgerät) gesteckt.
Es gibt jede Menge unterschiedlicher Herstellerfirmen für Glukometer die alle nicht nur anders aussehen, sondern auch in der Handhabung verschieden sind. Ich konnte zwei verschiedenen austesten, das Akku-Check Gerät und den Ascensia Contour von Bayer.

Mit dem Akku-Check bin ich überhaupt nicht zurecht gekommen. Die Sensoren liegen in einer "Rollbox" im Gerät und werden unten herausgeschoben sobald man das Gerät einschaltet. Leider sind die Sensoren wirklich extrem kurz und auch der Bereich, der das Blut dann aufsaugen soll ist so klein, das Menschen wie ich, die eine Sehschwäche haben, den Sensorbereich kaum sehen können. Außerdem gab es ständig Fehlermeldungen, weil der Bluttropfen mal zu klein und mal zu groß war. Der Sensor ist dann aber futsch und meistens muss man sogar die Katze erneut picksen, weil auch das Blut nicht mehr zu gebrauchen ist. Tierärzte arbeiten oft mit dem Akku-Check, für mich zuhause als unerfahrene "Krankenschwester" hat das Gerät mehr Stress ausgelöst als das es geholfen hätte.

Das Ascensia Contour von Bayer ist da in der Handhabung schon wesentlich einfacher gestaltet. Das Gerät selbst ist ziemlich klein und dadurch wesentlich besser zu händeln. Die Sensoren werden direkt  unten am Gerät eingesteckt und sind fast genau so lang wie das Gerät selbst. Der Sensorbereich ist auch für blinde gut zu erkennen und es gibt eigentlich nur Fehlermeldungen, wenn zu wenig Blut da ist, welches der Sensor aufsaugen kann. 

Sobald die ausreichende Menge Blut vom Sensor aufgesogen wurde beginnt das Gerät von selbst mit der Analyse (das ist im übrigen auch beim Akku-Check der Fall). Bei beiden Geräten dauert es 15 Sekunden bis der Blutzuckerwert mit Datum und Uhrzeit angezeigt wird. 






Sensoren sind immer nur 1 x zu gebrauchen und machen einen großen Anteil an den hohen Kosten für die Diabetesbehandlung aus! Die Geräte sind meist schon für wenige Euros zu beziehen. Ich konnte mein Ascensia Contour bei Ebay für 2,90 € ersteigern, die Sensoren allerdings kosten 50 Stück = 26,90 €! Da man eigenlich 2 - 4 x am Tag den Blutzuckerspiegel testen sollte und leider immer mal wieder einige durch Fehlermeldung nicht mehr zu gebrauchen sind, kann sich jeder selbst ausrechnen wie stark allein die Sensoren ein Budge belasten können.

Auch Sensoren (Teststreifen) sind über Ebay zu beziehen, allerdings möchte ich dazu raten, wirklich ganz genau die Preise auch bei Online-Apotheken vergleichen. 
Der Vorteil dieser Online-Apotheken liegt eigentlich klar auf der Hand: Die Produkte sind nie über dem Verfallsdatum und kommen in der Regel innerhalb von 48 Stunden. 
Bei Ebay muss man erst einmal den richtigen Anbieter zum richtigen Preis finden. Dann muss man die Auktion abwarten - was ja bekanntlich schon mal ein paar Tage dauern kann - und zu guter letzt, weiß man leider nicht wie lange der Versand dann noch genau dauert und wie alt die Produkte eigentlich schon sind. Mein Blutzuckermessgerät war zwar unglaublich günstig, aber ich habe fast 14 Tage warten müssen bis ich es entlich in den Händen hatte und durfte auch gleich als erstes eine neue Batterie einsetzen. Hätte ich gleich bei Sanicar nachgeschaut, dann hätte ich gesehen, das mein Ascensia Contour dort Neu auch nur 5,-- € gekostet hätte ;-) 

Warum ist Hometesting so wichtig?
Diese Frage beantwortet sich fast schon von allein, sobald man die Diagnose Diabetes mellitus bei seiner Katze bekommt.

Einer diabetischen Katze geht es am Anfang meist wirklich nicht gut. Sie schläft viel und tief, trinkt unmengen an Wasser, torkelt eventuell, verdreht die Augen nach außen, nimmt ab, erbricht, zieht sich zurück und und und.

Leider verhält sich die Katze bei einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) fast genau gleich wie bei einer Überzuckerung. Die Symtomatik ist wirklich extrem schwer auseinander zu halten. 
Bei einer Unterzuckerung braucht die Katze Kohlenhydrate bzw. Glukose die durch das Futter verstoffwechselt werden, bei der Überzuckerung braucht sie hingegen Insulin. Gibt man das Falsche zur falschen Zeit, könnte die Katze in kurzer Zeit sterben!  

Nur eine Blutzuckerkontrolle gewährleistet, das man zur richtigen Zeit das Richtige tut! 
Außderdem beruhigt es ungemein, wenn man selbst eine Kontrollvorrichtung zur Hand hat und nicht ständig mit der Angst lebt, gerade genau das Falsche zu tun ;-) 




Wann und wie oft führt man Hometesting durch?
Der wichtigste Blutzuckerwert ist der am Morgen (MorgenPRE)

Bevor die Katze morgens etwas zu fressen bekommt wird der Blutzuckerwert gemessen. Nachdem der Blutzuckerwert ermittelt wurde bekommt die Katze ihre erste Portion zu fressen. Fütterungsempfehlung werde ich gesondert veröffentlichen.

Auch in freier Natur würde eine Katze ihre Tagesration nicht in zwei großen Portionen am Tag fressen, sondern mehrere kleine Portionen über den Tag - und auch über Nacht - verteilt zu sich nehmen. In der Einstellungsphase, die je nach Katze schon mal Tage, Wochen oder auch Monate dauern kann, sollte vor jeder Futtergabe eine Blutzuckermessung durchgeführt werden. Niemand kann einem genau sagen, wie die Stoffwechselfunktionen bei der eigenen Mieze ablaufen, denn auch dies ist von Katze zu Katze verschieden. Das Hometesting ist also eine Möglichkeit, den Stoffwechselprozess der eigenen Katze ersichtlich zu machen und über Futterzeiten, Futtermengen, Futtersorten sowie das rechtzeitige verabreichen von Insulin kontrollierbar zu machen.

Der Ablauf ist also folgender: 
  1. Blutzucker messen (Hometesting)
  2. füttern
  3. Insulin spritzen

Insulin wird natürlich nicht nach jeder Futtergabe gespritzt sondern nur 2 x pro Tag, jeweils in einem Abstand von 12 Stunden

Sobald man seinen Rhythmus mit seiner Katze gefunden hat, die Mieze sozusagen "eingestellt" ist,  könnte die Blutzuckermessung auf 1 - 2 x pro Tag, jeweils vor der Fütterung zur Insulingabe, reduziert werden. In der Einstellungsphase können allerdings Messungen von bis zu 12 x pro Tag notwendig werden! 
In den ersten Wochen wäre es ratsam, die eine oder andere Messung sogar mitten in der Nacht durchzuführen. So stressig wie sich das jetzt eventuell anhören mag, ist es am Anfang oft auch - das muss ich leider zugeben. 
Aber ich möchte auch gleich wieder beruhigen: Aller Anfang ist schwer ;-) Sobald eine gewisse Routine in den täglichen Ablauf kommt, wird der "Stressfaktor" vom Anfang mit Sicherheit müde belächelt, denn es lohnt sich in den allermeisten Fällen durchzuhalten ;-)





Was braucht man alles für das Hometesting?
Das wichtigste am Hometesting ist gerade am Anfang der Behandlung auch das schwierigste  - Ruhe und Geduld! 

Ängste, Stress, Ungeduld  - das alles sind sehr negative Gefühlsregungen die unsere Miezen leider sehr intensiv von ihren "Dosenöffnern" erspüren. Das dumme an der Sache ist nur, sie wissen überhaupt nicht warum wir so fühlen und uns derart merkwürdig ihnen gegenüber verhalten. Ich würde meinen, das die meisten diabetischen Katzen gerade am Anfang von der gesamten Prozedur heftig in Stress geraten. Leider wirgt sich dieser Stress auch auf die Blutzuckerwerte aus, weshalb es bei sehr emotionalen Menschen wie ich es einer bin, zu grundsätzlichen Einstellungsschwierigkeiten mit der "Zuckerschnute" kommen kann. 

Neben Ruhe und Geduld benötigt man natürlich noch so einiges anderes:
  • Glukometer (Blutzuckermessgerät)
  • Sensoren (Teststreifen)
  • Lanzetten
  • Alkohol min. 70 %
  • Tupfer (Zellophan oder Wattepads)
  • Tagebuch
  • warmer Lappen 
Der warme Lappen ist hierbei besonders hilfreich, um das Ohrchen zum bluten zu bewegen. Gerade am Anfang kann es nämlich passieren, das man das Ohrchen zwar ordentlich pickst, aber einfach kein Blut kommen will. Mit dem warmen Lappen, kann man das Ohr sozusagen auf das bluten vorbereiten, indem man das Ohr vorher mit dem Lappen aufwärmt und ein bisschen massiert. Joker liebt diesen warmen und feuchten Lappen mittlerweile wie verrückt und es kann ihm gar nicht warm genug sein. 
Um den Lappen warm zu bekommen, kann man heißes Wasser aus der Leitung nehmen, das Wasser im Wasserkocher hochheizen und drüber schütten oder man macht den Lappen naß und legt in für 1 Minute in die Mikrowelle - je nach dem was zur Verfügung steht. 

Nach dem man das Ohrchen dann mit der Lanzette gepickst hat sollte man einen kleinen Moment warten ob sich der Bluttropfen entwickelt. Oft blutet es nämlich nicht sofort sondern etwas zeitverzögert.
Sobald sich der Tropfen gebildet hat - eine kleine Massage des Ohres kann dies auch fördern - setzt man den vorher vorbereiteten und eingeschalteten Glukometer, bzw. den Sensor an und lässt den Bluttropfen vom Sensor aufsaugen. 
15 Sekunden warten und schon hat man den Blutzuckerwert ermittelt.
Danach muss natürlich die Blutung auch wieder gestillt werden. Dafür benutzt man einen kleinen Tupfer aus Zellophan oder Watte. 
Aber Vorsicht: Das Ohrchen darf nicht gequetscht werden, also bitte nicht zu dolle drauf drücken! 

Um eine Kontrolle über die Veränderungen der Blutzuckerwerte zu gewährleisten und auch um sich mit seinem Tierarzt über eventuelle Änderungen bei der Behandlung besprechen zu können, werden alle Maßnahmen in einem Tagebuch festgehalten. 

Auf der Webseite, die mir am Anfang der Behandlung oft sehr hilfreich war, kann man sich zu diesem Thema eine kleine Bildabfolge anschauen:
http://www.katzendiabetes.de/1045566.htm

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