Freitag, 18. März 2011

Die ersten 14 Tage mit Katzendiabetes

Nachdem ich für mich den Entschluss gefasst hatte, das ich mich von der Diagnose Diabetes mellitus nicht unterkriegen lassen werde, recherchierte ich im Internet nach Informationen über diese Krankheit bei Katzen und stieß dabei bereits am ersten Tag auf ziemlich ausführlich erarbeitete Webseiten von Katzenbesitzern, die sich ausschließlich mit diesem Thema befassen.

Joker und ich kuschelnt vor dem PC
Ich saß stunden- und tagelang vor dem PC und klickte mich von einer Information zur nächsten. Passagen, die mir besonders wichtig erschienen kopierte ich mir in eine Word-Datei um sie bei Bedarf immer griffbereit zu haben. 
Fernsehen und Radio traute ich mich gar nicht einzuschalten, weil ich immer Angst hatte, ich könnte etwas überhören, denn Joker ging es wirklich überhaupt nicht gut. Immer wieder brach er zusammen, torkelte beim laufen stark und machte mir im allgemeinen keinen stabilen Eindruck.

Zwar hatte ich mich sofort bei Ebay auf die Suche gemacht nach den nötigen Utensilien für das Hometesting, aber es dauerte fast 14 Tage, bis ich alles zusammen hatte um damit beginnen zu können. Die Laborwerte, die bestätigten, das Joker an einer Diabetes leidet, hatte ich am 08.11.2010 von meiner Tierärztin erklärt bekommen: Nieren- und Leberwerte waren ok und auch der Mineralhaushalt lag im grünen Bereich. Dafür lag der Fructosaminwert bei über 700! Die Tierärztin erklärte mir, das ein Höchstwert von 400 gerade noch im Normbereich liegen würde und Joker´s Werte nun doch eindeutig auf eine Diabetes hindeuten würde. Sie händigte mir Insulin und Spritzen aus und erklärte mir noch einmal ganz genau wie ich das Hometesting durchzuführen habe, sobald  mein Glukometer und meine Sensoren eintreffen. Auch bekam ich von der Tierärztin genaue Instruktionen wie ich mit dem Insulin umzugehen habe und wie und wo ich dieses zu spritzen habe. 

Üblicherweise wird bei einer diabetischen Katze ein Insulin verordnet, das bis 2001 ausschließlich bei Hunden seine Anwendung fand und erst 2002 auch für Katzen freigegeben wurde. Hierbei handelt es sich um das "umstrittene" Caninsulin (zu den verschiedenen Insulinen und deren Wirkungsweisen werde ich einen gesonderten Beitrag schreiben).

Joki schläft... träum schön Schatz :-)
Ich stellte das Futter sofort auf Diabetiker-Katzenfutter um, aber da es bei den Futtermittelherstellern leider emense unterschiede gibt und die Wahl des Futtermittels wiedereinmal von Katze zu Katze unterschiedlich ist, kaufte ich erst einmal alle Herstellersorten, die mir in die Finger kamen. Ständig wechstelte ich zwischen Animonda Diabetic (feucht und trocken), Kattovit (feucht) und PetBalance Medica (trocken) hin und her ohne die Blutzuckerwerte testen zu können und ohne auch nur im geringsten zu wissen was ich da überhaupt tue. Morgens um 8.00 Uhr und Abends um 20.00 Uhr sollte ich zudem jeweils 4 Einheiten von dem Caninsulin subcutan (unter die Haut) spritzen, also insgesamt 8 Einheiten pro Tag! 

Joker brach mir regelmäßig ca. 15 - 20 Minuten nach der Insulingabe zusammen und rappelte sich wiederum nach ca. 2 Stunden langsam wieder hoch um mir nach ca. 4 Stunden wieder zusammenzubrechen. Auch danach erholte er sich zwar immer wieder, aber die Zeitabstände des Zusammenbrechens und des Erholens standen immer kürzeren Zeitabständen gegenüber.  
Dieses Auf und Ab seines Zustandes hat mich fast verrückt gemacht, denn leider behielt er diesen Rhythmus auch während der Nacht bei. Ich habe nicht mehr geschlafen, bin bei jedem kleinen Geräusch aufgeschreckt und wie von der Tarantel gebissen zu Joker gehechtet um nach ihm zu schauen. Traubenzucker hatte ich mir bereits am 05.11.2010 gekauft und leider kam es auch immer wieder zum Einsatz, obwohl ich eigentlich nie genau wusste, wo Joker´s Blutzuckerwerte gerade standen. 

Mein persönliches Glück mag sein, das ich über eine sehr ausgeprägte Intuition verfüge und mich eigentlich fast immer auf mein Bauchgefühl verlassen kann. Vielleicht war das "unser" Glück, denn außer miserablem Allgemeinbefinden blieben wir von schlimmeren verschohnt - Noch!... 




Auch wenn es mir schwer fällt und ich vor Scham im Erdboden versinken könnte,möchte ich doch auch meine gesamte persönliche Situation veröffentlichen. Denn ich muss ehrlicherweise zugeben, das ich mit Joker nicht so weit gekommen wäre, wenn ich nicht von Tierlieben und hilfsbereiten Menschen unterstützt worden wäre...

Ich leide bereits seit über 5 Jahren an schweren Depressionen, Angst- und Panikattaken. Es gibt dafür einen Auslöser, auf den ich aber nicht näher eingegen möchte, da dies in diesem Blog einfach zu weit führen würde.
Seit über 5 Jahren kämpfe ich wie eine Wilde darum, wieder ein einigermaßen produktives Mitglied dieser Gesellschaft zu werden, scheitere aber immer wieder an mir selbst wie auch an den äußeren Umständen wie Arbeitslosigkeit, Amtabhängigkeit, allgemeines Unverständnis und dem absoluten Pleitegeier.
Nachdem ich im Mai 2007 meinen fast 6 monatigen Reha-Aufenthalt beendet hatte, schmiß ich mich sofort im Juli 2007 in eine 2 jährige Umschulung zur Mediengestalterin für Digital- und Printmedien - mein absoluter Traumberuf! 
Trotzdem ich fast 49 % der gesamten Umschulung wegen meiner Krankheit ausgefallen bin, habe ich mit viel Mühe und größtem Kraftaufwand meine Ausbildung mit einer Prüfung vor der IHK beendet. Nur ganz knapp bin ich an der 2 in meinem Prüfungsergebnis vorbeigerutscht und durfte mit Applaus sowie einer persönlichen und motivierenden Ansprache von der Prüfungskomission mein Werbekonzept für eine fiktive Ökostrom-Firma in meiner Abschusspräsentation vortragen. 
Der Tod meines Vater zwei Wochen nach der Prüfung und unglaubliche Schwierigkeiten mit den Behörden haben verhindert, das ich mich mit Volldampf wieder ins Abeitsleben stürzen konnte. Außerdem gab und gibt es in unserer Gesellschaft leider kaum jemanden, der einer 37 jährigen "Berufsanfängerin" mit erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen in irgendeiner Weise eine Chance geben möchte. Auch meine steuerliche Anmeldung mit der ich freiberuflich als Mediendesignerin arbeiten könnte, hat bis zum heutigen Tag noch nicht dafür gesorgt, das ich mich wieder aus eigener Kraft finanzieren kann.

Joker´s Diabetes ist rein aus finanzieller Sicht ein Desaster! Ohne die Unterstützung von der Tiertafel Berlin, die mir so gut sie könne Futtermittel bereit stellen und die Spenden, die ich über die Tiertafel von wirklich netten und Tierlieben Menschen erhalten habe um die bisher angelaufenen Tierarztkosten von knapp 200 € bezahlen zu können, wäre ich vielleicht schon verhungert.
Ganze 8 kg habe ich im November 2010 verloren, weil mir einfach nicht mehr genug Geld für die eigene Ernährung blieb. Auch meine Mutti hilft mir wo sie nur kann und ohne die Hilfe einer sehr lieben und neu gewonnen Freundin wäre ich wirklich aufgeschmissen gewesen und Joker wäre vielleicht sogar nicht mehr am leben.

Die Behandlung einer diabetischen Katze kostet jeden Monat ca. 200 € und da sind die eigentlich auch weiterhin notwendigten Tierarztbesuche noch gar nicht mit eingerechnet. 
Röntgen, Ultraschall, Zahnsanierung, Blutuntersuchung und Virologie stehen ganz oben auf meiner Liste für die Behandlung von Joker, doch die Kosten von ungefähr 300 - 400 € kann ich einfach allein von HARTZ IV nicht aufbringen. Und genau aus diesem Grund arbeite ich nun täglich von zu Hause aus daran, etwas auf die Beine zu stellen, um Joker ordnungsgemäß und krankheitsbedingt versorgen zu können. 

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