Dienstag, 8. März 2011

Katzendiabetes - Die Diagnose

05.11.2010 - Der Diagnosetag


Ich hatte gleich früh um 9.00 Uhr einen Termin bei der am Vortag erst entdeckten Tierärztin gemacht und wäre beinnahe zu spät gekommen. Joker wehrte sich mit allen Vieren und wollte partout nicht in seinen Transportkorp. Zu diesem Zeitpunkt wog er noch 8,8 kg und ich hatte auf dem eigentlich kurzen Weg zur Tierärztin heftig zu kämpfen den schweren Kater, der wie von Sinnen in der Box miaute und tobte, zu tragen.

Ich hatte zwar bereits den Verdacht, das Joker eventuell eine Diabetes haben könnte, aber was das genau für "uns" bedeuten sollte und wie "wir" damit umzugehen haben, konnte ich mir in den kühnsten Träumen noch nicht vorstellen. 

Bei der Ärztin angekommen wurde mein Katerchen unheimlich ruhig und widererwartend ließ er sich auch ohne weiteres untersuchen. Ich hatte bei dem Theater am Morgen schon befürchtet, das er die Ärztin in Stücke reißen würde, aber nichts dergleichen passierte. 
Als erstes musste ich der Ärztin genau beschreiben was vor drei Tagen passiert war und wie sich Joker in den letzten drei Tagen verhalten hatte. Sie fragte mich nach seinen Fress- und Trinkverhalten und ich erzählte ihr, das er sehr gut frisst, eigentlich pausenlos hunger zu haben scheint und unmengen an Wasser zu sich nimmt. Danach sollte ich ihr erklären ob Urin- und Kotabsatz regelmäßig erfolgt und auch das konnte ich bejahen.
Während dessen untersuchte die Ärztin meinen Schatz, hörte sein Herz ab, schaute ihm in Ohren, Augen und Maul. Sie tastete ihn am Bauch und in der Nierengegend ab. Joker verlohr zwar unmengen an Haaren und schaute auch immer wieder gepeinigt zu mir auf, aber annsonsten sah er für mich aus wie immer.

Die Ärztin erklärte mir, das es sonst weiter keine Auffälligkeiten geben würde, sie aber aufgrund meiner Beschreibungen auch den Verdacht der Diabetes hege. Um eine genaue Diagnose stellen zu können sagte sie mir, müsse sie Blut abnehmen und dieses ins Labor schicken. Dort würde dann der Fructosaminwert (Langzeitzuckerwert) ermittelt werden können, der für die Diagnosestellung unerlässlich sei. Außerdem wollte sie auch gleich die Leber- und Nierenwerte überprüfen lassen und nach seinem Minerallhaushalt schauen. 

Schon am Vortag hatte ich der Ärztin meine miese finanzielle Situation beschrieben und sie erklärte sich damit einverstanden, das ich die Behandlungskosten vorerst bezahle wie ich es kann und weitere Kosten mit Raten abstottern werde. Ohne diese Vereinbarung hätte ich nämlich wirklich nicht gewußt, wie ich das alles bezahlen soll... 





Joker nach der Untersuchung
Nach dem ich meine Einwilligung zur Laboruntersuchung gegeben hatte, wurde Joker für die Blutabnahme vorbereitet. Da ich mit der Ärztin allein im Behandlunszimmer war, musste ich sozusagen die Funktion einer Tierarzthelferin übernehmen und ihn festhalten.
Joki kuschelte sich ganz fest an mich, ließ sich aber ohne zu murren sein rechtes Vorderbeinchen rasieren und zickte auch bei der Blutabnahme nicht rum. Er machte mir den Eindruck, als hätte er sich seinem Schicksal gefügt.

Die Ärztin sagte mir bei der Blutabnahme, das sie gleich noch einen Blutzuckerschnelltest machen würde, dieser aber nicht wirklich eine Diagnose ergeben könnte, da Katzen ihren Blutzuckerspiegel hochschießen lassen, sobald sie in Stress geraten. Trotzdem könne man schon erkennen, in welchem Ausmaß eine Diabetes vorliegt.
Sie träufelte dafür einen kleinen Tropfen des eben abgenommenen Blutes auf einen Teststreifen, den sie zuvor in ein Blutzuckermessgerät gesteckt hatte. Es dauerte gerade mal 15 Sekunden und schon hatten wir seinen ersten Blutzuckerwert: 394 mg/dl.

Frau Doktor sagte mir, das dieser Wert zwar nicht lebensbedrohlich hoch sei, aber doch schon den Verdacht auf Diabetes erhäten würde. Sie schaute mich etwas bekümmert an und ich ahnte schon, das nun die Erklärung folgen würde, was zu tun wäre, wenn die Laboruntersuchung den Diagnoseverdacht bestätigen.

Mir wurde erklärt, das eine Diabetes Behandlung mit nicht enden wollenden Kosten verbunden ist. Ich müsste mir - eigentlich sofort! - ein Blutzuckermessgerät kaufen und die dazugehören Sensoren. Außerdem bräuchte ich Spritzen, Lanzetten, Insulin, Desinfektionsmittel, Spezialfutter und immer wieder regelmäßige ärztliche Fructosaminwertkontrollen. Der Blutzuckerwert müsste regelmäßig mindestens 1 x am Tag gemessen werden und Insulin würde bei Katzen 2 x täglich in einem Abstand von 12 Stunden gespritzt werden. Außerdem sollte ich auch immer Messtreifen für eine Urinkontrolle im Haus haben und schauen, ob sich Ketone bilden. Das führen eines Tagebuches ist ebenso zwingend erforderlich. 

Ich muss ehrlich zugeben, ich war in dem Moment völlig überfordert mit all den Informationen. Ich machte mir große Sorgen um Joker und ob ich den Anforderungen einer derartigen Erkrankung überhaupt gewachsen bin. Noch nie musste ich mit Spritzen umgehen, was mir einen gehörigen Schrecken einjagte. Auch die Tatsache, das ich Joker mindestens 1 x am Tag die Blutzuckerwerte abnehmen sollte machte mir Angst und Bange. Und dann die Kosten! Wie, um Gottes Willen, sollte ich mit dem ALG II Regelsatz das alles finanzieren?

Planlos, entmutigt und beinahe Hoffnungslos machte ich mich mit Joker wieder auf den Weg nach Hause. Kaum war ich in meiner Wohnung angekommen brach ich in Tränen aus und heulte vor Verzweiflung ganze Tränenströme. 
Joki kam, wie er es immer macht wenn es mir nicht gut geht, zu mir auf die Couch und schaute mich schnurrend an. Ich streichelte ihn und vergrub mein tränengenässtes Gesicht in seinem Fell. So saßen wir bestimmt 2 Stunden zusammen.

Als ich mich wieder beruhigt hatte faßte ich einen Entschluss: Ich werde alles dafür tun und jeden noch so erschwerlichen Hebel in Bewegung setzen, um meinem Kater und besten Freund nicht im Stich zu lassen! Ich werde dafür sorgen, das es ihm trotz seiner Krankheit an nichts fehlen soll, damit er noch eine lange und glückliche Lebenserwartung hat. Ich reiß mich zusammen und lerne was nötig ist um ihn vernünftig zu versorgen!  

... Heute, vier Monate später, weiß ich bereits, das sich alle Mühen, Kummer und Sorgen mehr als gelohnt haben. Joker geht es mittlerweile richtig gut - Tendenz steigend! :-))) 

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