Samstag, 26. Februar 2011

Katzendiabetes - Der Schocktag Teil 3




weiße Pfoten mit schwarzen Tatzen
Die Telefonnummer vom Tiernotdienst (0174 160 160 6 - 24 h Notdienst) hatte ich ein Glück schnell über Google raus bekommen. 
In meiner grenzenlosen Panik und mit meinen Tränen kämpfend rief ich dort an, mit der Hoffnung, das Joker nun bald geholfen werden kann.

Doch eines hatte ich bei all dem vergessen: Ich hatte gar kein Geld um den Tiernotdienst bezahlen zu können! Ich dachte mir noch, das wird sich doch bestimmt irgendwie regeln lassen, vielleicht kann ich das ja abbezahlen. Aber die Stimme am anderen Ende der Strippe holte mich ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Mir wurde gesagt, das ungefähr 150,-- € bereit liegen müssten, sonst würde der "Tiernotdienst" gar nicht erst losfahren. Der Mensch vom Tiernotdienst erklärte mir, das sie schließlich kein staatliches Unternehmen seien und auch sehen müssten wie sie als Privatunternehmung über die Runden kommen. Abzahlungungen würden sie grundsätzlich nicht annehmen. Man wolle mir zwar nichts unterstellen, aber es sei nun einmal schon vorgekommen, das Patientenbesitzer den Dienst zwar genutzt, aber nie eine müde Mark dafür bezahlt hätten.

Meine Tränen waren nun nicht mehr aufzuhalten. Ich heulte wie ein Schloßhund ließ aber Joker dabei nicht eine Sekunde aus den Augen. Irgendwie schien er durch meine Aufregung und meine gefühlte Panik etwas mobiler zu werden. Er hob immer wieder den Kopf und rappelte sich letztendlich sogar auf eine Seitenpostion hoch.

Ich selbst konnte es nicht fassen, das ein Tiernotdienst nicht einmal zur Notversorgung vorbei kommt, wenn man ehrlich zugibt, das man gerade nicht in der Lage ist das ganze Geld auf einmal zu bezahlen. Das ewige hinterher hechten nach Macht und Geld in unserer Gesellschaft läßt mich schon seit längerem immer heufiger verzweifeln. Wozu braucht man einen "Notdienst" eine "Tierambulanz" oder ein "Rettungsdienst" wenn dieser nicht einmal im "Notfall" zu einem kommt um zu helfen?! 
Ich beendete das Gespräch vollkommen Fassungslos und setzte mich Krokudilstränen heulend und völlig Hilflos auf den Boden zu meinen Kater. Joker war immer noch malade, seine Augen drehten sich etwas nach außen weg und er hatte ein zerknitterten Gesichtsausdruck. Doch anscheinend waren ihm meine Steicheleinheiten nicht mehr ganz so unangenehm.





Plötzlich hatte ich einen Gedanken: "Schau doch mal auf die Inhaltsstoffe in seinem Futter. Vielleicht wird das ja mit Zucker angereichert und Joker überzuckert gerade heftig...". Ich sprang also wieder hoch, nahm die Treppe im Sauseschritt und hechtete zu den Katzenfutter Dosen in die Küche. Weil Joker bereits seit fast einem Jahr mit erbrechen auf viele Futtermittel reagiert hatte, stellte ich komplett auf sensitiv um, was er ein Glück auch bei sich behalten konnte. Allerdings fand ich in der Zusammensetzung keinerlei Zucker oder Stärke, was mir gleich den nächsten intuitiven Gedanken hochkommen ließ: "Vielleicht fehlt im ja auch Zucker!"
Also durchwühlte ich meine Vorratsschränkchen und fand schließlich einen milden Sommerblütenhonig. Mit dem Honig bewaffnet spurtete ich wieder zurück zu Joker auf die Galerie. Er lag immer noch unverändert seitlich aufgerichtet mit verdrehten Augen und zerknittertem Gesicht ohne sich auch nur einen Zentimeter bewegt zu haben. 
Ich fragte mich: "Hmmm, wie bekomm ich denn jetzt den Honig in sein Maul? Freiwillig wird sich das eine Katze bestimmt nicht gefallen lassen, oder!? Dann werd ich ihn wohl gut festhalten müssen... Scheiße, ich will ihm aber auch nicht wehtun..."


Ohne noch weiter drüber nachzudenken schmierte ich mir eine gehörige Portion Honig auf den Zeigefinger, schnappte mir Jokers Köpfchen, öffnete ihm kurzerhand sein Mäulchen und schmierte ihm im selben Augenblick auch schon den Honig auf die Zunge. Das ging alles viel einfacher und schneller als ich mir vorgestellt hatte. Nun gut, Joker war ja auch nicht ganz bei Sinnen, das kann natürlich emens hilfreich gewesen sein ;-)

Ihm gefiel das klebrige Zeug auf seiner Zunge überhaupt nicht und er verzog angweidert sein Gesicht. Doch schon wenige Sekunden später rappelte sich mein Kater wieder hoch. Zwar war er noch taumelig, aber sein Drang sofort etwas trinken zu wollen gab ihm genug Kraft langsam die Treppe runter zu hunpeln und sich auf den Weg zum Wassernapf zu machen.

Ich musste Joker zwar in der Nacht noch mal eine Portion Honig verpassen, aber das Gröbste hatten wir vorerst überstanden. Er hat sein Fressen komplett aufgegessen und unmengen an Wasser getrunken. Ob der Honig wirklich hilfreich war oder Joker einfach nur von der Aktion selbst wieder zu sich kam, kann ich natürlich nicht wirklich sagen. Auf jeden Fall ging es ihm sofort besser und von einem erneuten Zusammenbruch war auch in den folgenden Tagen nichts mehr zu sehen. 

Wärend ich in den folgenden Tagen nach einem passenden Tierarzt in meiner Nähe suchte verschlief Joker fast 2/3 der Zeit. Er zog sich oft zurück, fraß aber seine Portionen auf und nahm auch wirklich extrem viel Wasser zu sich. Sein Allgemeinbefinden war eher kläglich. Kopf und Schwanzpartie hingen beim laufen als seien sie ihm zu schwer. Auch schaffte er nur ganz selten den kurzen Weg vom Flur in die Küche mit einem mal. Meistens legte er sich nach ein paar Schritten wieder hin, pausierte um seinen Tipp-Topp-Marsch dann fortzusetzen.

Am 04.11.2010 hatte ich dann die Tierärztin in meiner Nähe gefunden und ich konnte für den nächsten Tag auch gleich einen Untersuchungstermin mit ihr vereinbaren.  




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